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12.02.2017

Kino-Review: Rogue One - A Star Wars Story




So,
Neujahrsgrüße und so weiter.
Hab mich zwischen den Jahren im Intowebs rar gemacht; generell hab ich 2016 die Netzaktivitäten stark runter geschraubt, was sehr angenehm ist.
Aber ich bin noch ´ne Altlast von 2016 schuldig:
Eine Review zu Rogue One: A Star Wars Story

Es wird dazu heute (glaub ich) ´ne ausführliche Folge im Nerd Ship Podcast geben, in der wir über den Film reden, nachdem wir ihn alle gemeinsam in Osnabrück geschaut haben - und das ohne zwischen Kino und Aufnahme auch nur ein Wort drüber zu wechseln. Also eine völlig unverfälschte Meinung ohne Wikipedia, ohne andere Review-Einflüsse, ohne Hosen. Das wird ganz gut, also schaltet da mal rein.

Aber hier meine paar Kerngedanken:

Für Star Wars-Fans wie mich isses ´n ganz guter Film. Leute, die mit dem Franchise nicht viel am Hut haben oder vielleicht auch gar keinen anderen Teil der Reihe kennen, isses nix. Und ja, solche Leute gibt´s. Das konnte ich im Kino sogar live miterleben.
Rogue One ist kondensierter Fanservice. Er liefert den treuen Anhängern, die jeden Schnipsel kanonischer Information zu der Weltall-Oper inhalieren, neuen Stoff, der aber auch alt genug ist, weil´s bei Star Wars schließlich nie so richtig neu und progressiv sein darf.
Und als Fanservice ist die Nummer echt verdammt gut.

Look and Feel sind hervorragend eingefangen und die moderne Technik und die Möglichkeiten eines Paar-Hundert-Millionen-Disney-Budgets komplimentieren das, was wir seit dem Low-Budget-1977er-Erstling kennen und sehen wollen.
Alles wirkt so herrlich verbraucht und belebt. Nichts ist zu clean und genau dadurch wird auch eine nachvollziehbare Brücke geschlagen zwischen den sehr futuristischen Prequels und den altbackenen Originalfilmen. Man hat nun das Gefühl, die einstige Hochkultur musste durch den Jahrzehnte andauernden Krieg viele Federn lassen und die Gesellschaften der Sternensysteme wurden in eine hemdsärmeligere Ära zurück katapultiert, in der auf veraltete Technologie zurückgegriffen werden muss und in der man sich seine Städte und Raumschiffe aus Flickwerk zusammen klebt.
Von Anfang an hab ich mich in der ansonsten recht düsteren und abweisenden Welt wie zu Hause gefühlt.

Generell war das vielleicht der erste Film seit Episode VI, der nichts in die Formel implementiert hat, das einen zu sehr raus reißt. Aber so funktioniert sehr guter Fanservice ja. Man nimmt die bestehenden Versatzstücke, friemelt sie bestmöglich zusammen. Auch irgendwie Flickwerk.
Nur muss man sich da fragen, ob das für einen eigenständigen Film reicht, oder ob es nicht das Ziel eines letztlich doch auch in sich geschlossenen Werks sein muss, einen neuen Impuls zu setzen. Um nicht in den Annalen der Filmgeschichte als ein weiterer generischer Weihnachtsblockbuster zu verpuffen.
Man könnte ja nun diverse Sachen aufzählen, die der Film macht, die die anderen Filme nicht lieferten - doch dann kann man auf die beiden In-canon-Serien Star Wars: The Clone Wars und Star Wars Rebels verweisen, die in Sachen Krieg auch schon alles durch haben.

Ganz hervorragend fand ich aber nichtsdestotrotz den Aspekt Krieg.
Das fühlte sich zum ersten Mal nach dem lang versprochenen Krieg der Sterne an, in dem es um was geht. Ein richtiger "Kriegsfilm" ist es deswegen noch lange nicht. Das ist weder von der Härte eines Stalingrad, noch von der inszenatorischen Wucht eines Der Soldat James Ryan, noch von der erschütternden Fragilität und Indirektheit eines Die letzten Glühwürmchen. Aber im Kontext von Star Wars isses sehr gut und zumindest erstaunlich kompromisslos.
Auch wenn der Film laaange recht planlos vor sich hin dümpelt, wird man in der langen Endschlacht-Sequenz auf den Malediven vollkommen entlohnt.
Gut fand ich z.B., dass das nach den Prequels nun ein Film über weitgehend normale Leute war. Keine Flikflak-Jedis, keine unverwundbaren Action-Superhelden, keine Mary Sues. Zwar Soldaten, die zum Teil ein paar überpowerte Tricks auf Lager haben, aber niemand, der mal fix ´nen AT-AT wegfegt oder sich problemlos durch ´ne kleine Sturmtruppler-Armee schnetzelt. Und das braucht das Franchise. Das und noch mehr Lego!

Ja, aber die finale Schlacht - cool. Mit vielen echt großartigen Szenen. Vor allem das, was mit Vader kommt. Da kannste machen, wasde willst - da wirste wieder zum Vierjährigen.

Negativpunkte:
Auch wieder der Fanservice. Aber es geht. Einige Sachen sind echt zu aufgesetzt (z.B. die Cantina-Dudes, deren Auftritt eigentlich absolut keinen Sinn macht - egal).
Was mich primär gestört hat, war die Implementierung von Grand Moff Tarkin bzw. Sheriff Woody in der Rolle von Peter Cushing, der bereits vor Ewigkeiten gestorben ist. Da hinterlässt jemand ein schauspielerisches Erbe; jemand, dessen Profession es war, mimetisch und gestisch ein Gesamtkunstwerk zu hinterlassen ... Und Jahrzehnte später versucht man, daraus einen Algorithmus herzuleiten und die Kunst digital zu simulieren. So was macht mich traurig und ich wiederhole es: Dieses Schicksal soll Carrie Fisher bitte nicht ereilen.
Ist der zugehörige Schauspieler nicht mehr verfügbar, dann sind die Autoren gefragt, einen Weg aus der Besetzungsmisere zu schreiben. Nicht Photoshop und Aftereffects.
Zumal Tarkin nicht die essenzielle Figur ist, auf die wir alle warteten und zudem auch echt scheiße aussieht. Egal, wieviele krasse Texturen da drüber gelayert werden - das ist Mist. Wenn schon, dann weniger. Packt die Figur in ein schmeichelnderes Licht und zeigt sein Gesicht in Spiegelungen. Wie William Hurt als der War Doctor. Und lasst ihn nicht so albern rumzappeln und die Augen rumhuschen. Ja, fein, dass ihr das alles programmiert habt, aber es sieht scheiße aus. Macht das nicht, oder ihr kriegt Computerverbot!
CGI-Schauspieler gehen klar, wenn wenn einen echten Schauspieler digital verjüngt oder altern lässt - wie Robert Downey Jr in Captain America: Civil ͏War oder Brad Pitt in Der seltsame Fall des Benjamin Button. In beiden Fällen ist das wunderbar aufgegangen und hat die jeweiligen Filme bereichert. Auch nicht menschliche Figuren gehen zum Teil klar. der Life of Pi-Tiger oder Gollum z.B., wobei man auch bei denen viel gemacht hat, um die realistische Wirkung zu verstärken.

Anscheinend ist man im Jahr 2016 noch nicht so weit, wie man gerne wäre.
Man kann den krassesten Scheiß aus den Computern pressen, aber echtes Zeug ist immer noch besser.
Und an vielen anderen Stellen beweist das Rogue One zum Glück auch, wenn man wieder auf altmodische Sets, Animatronik und Modelle zurückgreift.

Der restliche Cast ist weitgehend Rotz und von Computerspielfiguren kaum zu unterscheiden.
Ich mochte den desertierten Piloten, der von Riz Ahmed gespielt wurde. Guter Typ, der mir vor allem in Nightcrawler auffiel und der sicher ´ne steile Karriere vor sich hat.
Der war aber auch so ziemlich der einzige im Cast, der ein authentisch wirkendes Wesen spielen durfte. Alle anderen waren zu eindimensional, weinerlich oder nervige One-Liner-Roboter, deren Gags auf einem uralten imperialen Fremdscham-Algorithmus aufbauten. Absolut niemand im Kino hat gelacht.

Kann man auf alle Fälle angucken.
Ein paar Logik-Löcher, ein paar arg zu kindergerechte Verkettungen von Ereignissen, damit´s die ganzen Vierjährigen verstehen. Aber hey! Das macht Star Wars ja auch aus.

Ich find übrigens, wenn man sich ein Best of Episode VII (vor allem die Charaktere) und Rogue One (vor allem das Ende) zusammen schraubt, hat man einen echt guten Film.

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